Ein junger Bauer steht unter Kakaobäumen, am Bildrand ist ein Haufen mit gelben, grünen und orangefarbenen Kakaofrüchten.
Kleinbauer in Ghana: Kakaoanbau ist schwere Handarbeit. (Bild: Delali Adogla-Bessa/​Shutterstock)

Trotz der angespannten geopolitischen Lage mit Kriegen in Europa und im Nahen Osten haben sich die Rohstoffpreise auf dem Niveau stabilisiert, auf dem sie vor dem russischen Überfall auf die Ukraine lagen. Öl, Gas und Kohle sind so billig wie vor drei Jahren. Auch der Preisindex für Lebensmittel der Welternährungsorganisation FAO fällt seit Juni 2022 mehr oder weniger kontinuierlich.

Daran haben bislang auch die Probleme der Schifffahrt nichts geändert. Wegen der Huthi-Überfälle auf Frachtschiffe vor der Küste Jemens und dem Wassermangel im Panamakanal sind zwei der wichtigsten Routen beeinträchtigt. Das freut die Reeder, denn der Index für Containerfracht liegt heute doppelt so hoch wie noch vor zwölf Monaten, aber auf die anderen Rohstoffpreise hatte das bislang keinen Einfluss.

Es gibt aber durchaus auffällige Preise. Uran ist fast doppelt so teuer wie vor einem Jahr. In den USA werden daher bereits geschlossene Uranminen wieder aktiviert, um von den hohen Preisen zu profitieren.

Ganz anders sieht es bei den Metallen aus, die für ein Energiesystem auf Basis von Erneuerbaren erforderlich sind. Lithium ist fast um zwei Drittel billiger als vor einem Jahr und auch die Preise für Kobalt und Nickel sind um rund ein Fünftel gefallen.

Die Befürchtung, dass die Energiewende durch einen Mangel an Rohstoffen oder sehr hohe Preise gebremst wird, war also unbegründet. Das Angebot wuchs schneller als die Nachfrage, daher gaben die Preise wieder nach.

Kleinbauern warten auf steigende Einnahmen

Damit hat sich eine Händlerweisheit erneut bestätigt: "Das Mittel gegen hohe Preise sind hohe Preise." Diese reduzieren entweder die Nachfrage oder stimulieren das Angebot, und die Preise normalisieren sich daraufhin wieder.

Richtig viel Geld gemacht hat aber, wer vor einem Jahr in Kakao investiert hat. Der Preis hat sich seither fast verdoppelt und übertrifft nun einen Rekord aus dem Jahr 1977. Der Grund dafür sind schlechte Aussichten auf die Ernte in der Elfenbeinküste und Ghana, den beiden wichtigsten Kakaoproduzenten.

Dieses Jahr droht die Produktion um 400.000 Tonnen unter dem Verbrauch zu liegen. Damit wäre 2024 das dritte Jahr, in dem Lagerbestände abgebaut werden. Einen derartigen Rückgang der Bestände hat es mindestens seit 1960 nicht gegeben.

Und das Problem lässt sich auch nicht schnell beheben: Kakao wird nicht auf Plantagen angebaut, sondern von sehr vielen Kleinbauern. Diesen fehlen aber die Mittel, um alte Bäume durch junge Bäume zu ersetzen.

Gleichzeitig steigt der Verbrauch. In den letzten 30 Jahren hat sich der Schokoladenkonsum global verdoppelt und wird weiter wachsen, da die meisten Menschen auf der Welt bisher kaum Schokolade essen.

Daher werden die Preise wohl länger hoch bleiben und vielleicht haben dann auch die westafrikanischen Kleinbauern genug Geld für neue Bäume.

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