Dass aktive Moore effektive Kohlenstoffspeicher sind, ist seit Längerem bekannt. Wenn die Flächen trockengelegt werden oder gar brennen, emittieren sie enorme Mengen schädlicher Treibhausgase. Deshalb gerät das Wiedervernässen von Torfböden zunehmend in das Blickfeld von Klimaschützern.
Wiktor Kotowski, Biologieprofessor an der Universität Warschau, fordert deshalb, dass mehr Staaten Moorschutz in ihre nationalen Klimaschutzpläne, die sogenannten NDCs, aufnehmen. Bisher hätten das nur die EU, Island und Indonesien getan.
Weltweit stammt die Hälfte der Emissionen aus Mooren in Südostasien. Dort treiben Trockenlegung, Entwaldung und häufige Brände die Emissionen nach oben. Eine globale Moorschutz-Initiative soll für Abhilfe sorgen. Die deutsche Bundesregierung fördert das Programm von nun an mit zwei Millionen Euro im Jahr. Man wolle dabei helfen, das Wissen über Moore weltweit zu verbreiten, sagt Umweltministerin Svenja Schulze. Die einzelnen Staaten sollen so besser voneinander lernen können.
Die Initiative wurde vor zwei Jahren vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Neben dem internationalen Austausch fokussiert sich das Programm auf drei Hotspot-Regionen: Indonesien, das Kongobecken und Peru.
In Deutschland gibt es jedoch ebenfalls viel Handlungspotenzial. Über 90 Prozent aller Moorflächen sind hier entwässert und werden zum Großteil land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Besonders durch Ackernutzung geben die Böden viele Treibhausgase an die Atmosphäre ab. Insgesamt entstehen durch trockengelegte Moore hierzulande so viele Emissionen wie durch den Flugverkehr.
Moorbrände in Zukunft häufiger?
Die Kosten, die für die Gesellschaft durch die Emissionen entstehen, sind dabei weitaus größer als der privatwirtschaftliche Nutzen, den Land- und Forstwirte aus drainierten Moorflächen ziehen. "Wir wollen das Klimaschutzpotenzial der Moorböden in Deutschland nutzen und arbeiten daher an einer Nationalen Moorschutzstrategie", sagt Umweltministerin Schulze.
Moore wieder zu aktivieren ist jedoch nicht nur für den Klimaschutz entscheidend, sondern kann auch bei der Anpassung an den Klimawandel helfen. Intakte Torfböden können bei Starkregenereignissen als Puffer dienen und somit Überschwemmungen verhindern.
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Nur drainierte Torfböden können Feuer fangen. Wie auch bei Waldbränden lösen meistens Menschen die Feuer aus. So auch beim Moorbrand in Meppen, den ein Raketentest der Bundeswehr entfachte. Besonders heftige Moorbrände gab es vor drei Jahren in Indonesien. Die Feuer sorgten damals für einen einmalig starken Ausreißer der CO2-Emissionen weltweit. In Südostasien ist Brandrodung ein häufiger Auslöser.
Gestoppt werden können unterirdische Brände nur schwer. Die Feuer können jahrelang unter der Oberfläche schwelen. Um sie zu verhindern oder zu löschen, müssen die drainierten Boden wiedervernässt werden.
Klimawandel behindert Wiedervernässung
Der Klimawandel kann die Wiedervernässung von Mooren jedoch erschweren. Noch ist unklar, wie sich Großwetterlagen in Zukunft entwickeln. Wenn es häufiger über lange Zeiträume hinweg trocken bleibt, können die Wasserstände in bereits renaturierten Mooren nicht mehr gehalten werden.
"In Norddeutschland sind die Sommerniederschläge von besonderer Bedeutung. Wenn sie ausbleiben, kommen die Wasserbilanzen der Moore bei hohen Temperaturen ins Defizit", erklärt ein Moorexperte vom Bundesumweltministerium gegenüber Klimareporter°. "Der trockene Sommer 2018 hat die Naturschutzbemühungen um die Erhaltung und Renaturierung der Moore in Nordostdeutschland um etwa fünf Jahre zurückgeworfen."
Allein mit finanzieller Unterstützung könne man die Probleme aber nicht lösen: "Da können wir noch so viel Geld haben, wenn es kein Wasser gibt, können die Maßnahmen nicht wirksam werden." Besonders betroffen von der Trockenheit seien Moore mit kleinen Wassereinzugsgebieten, sogenannte Kesselmoore.
"In einem Moor lässt sich der Wasserstand einer einzelnen Wiese in der Regel nicht anheben", erklärt der Moorexperte. "Die umliegenden Flächen werden dadurch ebenfalls betroffen. Wenn es dort Infrastruktur wie Straßen und Häuser gibt, ist eine Vernässung oder Renaturierung unmöglich oder sehr schwierig." Im letzten Jahr war die Autobahn A20 in Mecklenburg-Vorpommern auf einer Strecke von fast 100 Metern abgesackt. Die Straße ist auf Torf gebaut, in der Nähe liefen Wiedervernässungsprojekte.
Wassersättigung ist entscheidend
Ganz so einfach funktioniert das mit der Wiedervernässung also nicht. Verglichen mit anderen Maßnahmen können zwar auf kleiner Fläche viele Emissionen verhindert werden. Doch erst bei einer Wassersättigung des Bodens können Moore als CO2-Speicher dienen.
Die Pflanzen, die in den Feuchtgebieten wachsen, werden dann nach dem Absterben nicht gänzlich zersetzt, weil der Boden mit Wasser gesättigt ist. So wächst die Torfschicht stetig an. Darin sammelt sich der Kohlenstoff, aus dem die Pflanzen hauptsächlich bestehen.
Während so CO2 der Atmosphäre entzogen wird, geben Moorflächen aber gleichzeitig Methan ab. Das besonders wirksame Treibhausgas entsteht, weil die Biomasse unter anaeroben Bedingungen, also ohne Sauerstoff, abgebaut wird. Im Normalzustand sind Moore deshalb weitgehend klimaneutral.
Zum Treiber des Klimawandels werden die Flächen erst, wenn sie den gespeicherten Kohlenstoff wieder abgeben. Das geschieht, wenn Moore trockengelegt werden, zum Beispiel um sie für Land- oder Forstwirtschaft zu nutzen. Dringt Sauerstoff in die Poren des Bodens, setzt die mikrobielle Zersetzung ein. Dabei wird CO2 freigesetzt, außerdem emittieren die Flächen noch das starke Treibhausgas Lachgas. Ist der Boden wieder mit Wasser gesättigt, wird dieser Effekt gestoppt.