Ökostrom-Anlagen decken derzeit gut die Hälfte des Elektrizitätsverbrauchs in Deutschland. Im Jahr 2000 waren es erst rund fünf Prozent gewesen. 2030 sollen es laut Bundesregierung 80 Prozent sein, und im Laufe des nächsten Jahrzehntes soll eine Vollversorgung erreicht werden.

Der Zubau von Solaranlagen muss dafür weiter auf hohem Niveau weitergehen – nicht nur auf Hausdächern, sondern auch auf Freiflächen. Neue Untersuchungen zeigen: Bundesweit ist dafür mehr als genügend Platz vorhanden – ohne dass fruchtbare Ackerböden oder wertvolle Tourismusflächen genutzt werden müssen.

 

Ende 2023 waren in Deutschland Solarstromanlagen mit knapp 82 Gigawatt Nennleistung installiert, rund ein Drittel davon Freiflächenanlagen. 2040 sollen rund 400 Gigawatt erreicht sein, davon die Hälfte auf Freiflächen.

Das Ausbautempo muss also gegenüber dem letzten Vierteljahrhundert mehr als verdreifacht werden. Umso mehr kommt es auf eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung an.

Bei Solaranlagen auf Hausdächern ist sie meist gegeben, zumal Hauseigentümer den dort selbst produzierten, billigen Solarstrom nutzen können. Doch auch die nötigen Freiflächenanlagen können so installiert werden, dass sie nicht oder nur wenig stören.

So können laut einer Überblicksstudie des Öko-Instituts in Freiburg allein an Seitenrandstreifen von Straßen und Autobahnen, über Parkplätzen sowie auf Industrie- und Gewerbeflächen 287 Gigawatt Solarenergie installiert werden – also mehr als die 200 Gigawatt Freiflächen-Solaranlagen, die bis 2040 im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) als Zielgröße für 2040 festgehalten sind. Landwirtschaftliche Flächen müssten dann nur in sehr geringem Umfang in Anspruch genommen werden, und zwar auch nur solche mit geringerem Ertrag.

In den kommenden Jahren kein Selbstläufer

Noch viel größer wäre das Potenzial, wenn auch Moorflächen, in der Nutzung stehende Agrarflächen oder Gewässer zur Solarstromerzeugung genutzt würden – es betrüge weitere knapp 5.000 Gigawatt.

Bei der sogenannten Agri-Photovoltaik wird die landwirtschaftliche Nutzung von Flächen mit der Stromerzeugung gekoppelt. Dabei könnten die aufgeständerten Solarmodule insbesondere über Dauerkulturen wie Trauben oder Obstbäumen gleichzeitig auch Schutz vor Hagelschäden und Sonnenbrand bieten, wodurch teure Schutzvorrichtungen wie Sonnen- und Hagelschutznetze überflüssig werden.

Laut einer weiteren Analyse des Öko-Instituts könnte insgesamt eine Fläche von rund 13 Millionen Hektar theoretisch für Photovoltaik-Projekte genutzt werden, was 37 Prozent der deutschen Landesfläche entspricht.

Davon wäre gut ein Drittel, nämlich 4,3 Millionen Hektar, besonders geeignet. Diese Fläche setzt sich zusammen aus rund 400.000 Hektar mit Dauerkulturen und rund 3,9 Millionen Hektar, auf denen es wegen geringer und mittlerer Bodengüte nur eine geringe Nutzungskonkurrenz gibt.

Derzeit boomt die Solarenergie. 2023 wurde ein Rekord-Ausbau von rund 14 Gigawatt erreicht, mehr als im bisherigen Spitzenjahr 2012 mit rund acht Gigawatt. Angetrieben wird das auch von den aktuell sehr niedrigen Solarmodul-Preisen, eine Folge der Überkapazitäten chinesischer Hersteller, die ihre Ware zu Billigpreisen auf den Weltmarkt werfen.

Die Fachleute vom Öko-Institut verweisen aber darauf, dass sich dies ändern kann. So hätten verschiedenen Krisen der letzten Jahre zu Lieferengpässen und auch zwischenzeitlich zu steigenden Anlagenpreisen geführt.

 

Der weitere Zuwachs, der nötig ist, um die Ziele der Ampel-Bundesregierung zur erreichen, ist also nicht unbedingt ein Selbstläufer. Von 2026 an ist eine jährliche Neu-Installation von 22 Gigawatt vorgesehen, wobei die Hälfte auf Freiflächen-Anlagen entfallen soll.

Das Öko-Institut empfiehlt daher, möglichst Bürgerinnen und Bürger einer Kommune an den Erträgen von Erneuerbaren-Anlagen zu beteiligen. Es habe sich gezeigt, dass dadurch "ihre Motivation steigt, deren Ausbau aktiv mit voranzutreiben".

Weiterer Punkt: Da bei den Erlösen von Photovoltaik-Strom an der Strombörse ein Rückgang erwartet wird, "könnten auch längerfristig zusätzliche Finanzierungselemente wie etwa direkte Stromlieferverträge notwendig sein", teilt das Institut mit.